Laborbegegnungen #11 „Dagegen“ | komplette Natur

PREMIERE: Donnerstag, 17.02.2022 20:15h Am-Vieh-Theater Essen 

Eine Projektentwicklung, die neue Formen entstehen lässt aus Material:
Stefano Scodanibbio (*1956) „Alisei“ (1986) for doublebass 
David Lang (*1957) „new morse code / stuttered chant“ (2011) for Percussion/Drum kit and cello
John Cage (*1912) „Ryoanji“ (1983) for doublebass solo

Performance
Percussion: Norman Jankowski
Kontrabass: Daniela Petry
Klarinetten: Sebastian R. A. Wendt
Tanz & Choreographie: Phaedra Pisimisi

„Dagegen“ ist nur nebenbei ein politischer Ausruf, es geht um Formen in Natur, Kultur und Gesellschaft, die sich durch Fraktale ergeben – Gegenspieler, Gegenüber, Geteiltes, Gepaartes. Formen, die anderen gegenüberstehen, sich fortwährend entwickeln, und doch immer gleich scheinen. Aus denen es unmöglich ist, einen abgeschlossenen Ausschnitt zu erfassen, und die doch in sich starr sind. Der erst in den 1970er Jahren entstandene Begriff hat die digitale Ästhetik geprägt. Diese Teilungen und Abspaltungen nehmen wir als Inspiration für Bewegung und Klang in all ihren Parametern.

Der Mathematiker Benoît B. Mandelbrot erfand 1975 eine neue Sichtweise auf Geometrie, die er Fraktale nannte. Bevor er von der wissenschaftlichen Welt ernstgenommen wurde, entwickelte er damit erste Computer bei IBM und ebnete den Weg für moderne computeranimierte Grafik in den Star Wars Filmen bei lucas arts. Wir fragen uns: Wenn Dramaturgie in Kunst immer bestimmten ästhetischen Formen entspricht, kann man die Fraktal – Technik zu unseren Intuitionen ergänzen? Erhält man so ein „komplettes Werk“? Oder: Wenn er eine Geometrie entwickelt hat, die der Natur entsprechen, ist dann nicht unsere Intuiton schon näher dran?

Rein mathematisch kann laut Mandelbrot schon Anfang und Ende eines Dings nie komplett sein. Als Beispiel nennt er die Umrandung einer Küstenlinie, deren Umfang sich bei beliebig häufiger Halbierung des Messstabs jeweils verlängert. Darum sei ein Umfang unendlich groß. Da natürlich zur Wahrnehmung einer Dramaturgie viel mehr gehört als die Länge eines Abschnitts, geht´s uns wie den Filmemachern in Hollywood, die ihn engagierten: It´s a frame for a story, und fragen uns gleichzeitig: Ist das nicht jede Choreografie und Komposition? So bauen wir in diesen Rahmen von uns gewählte Protagonist*innen ein, nämlich Kompositionen aus Klassikern, unentdeckten Diamanten und dem Bang-on-a- can universe.

Eine Einführung in unsere Arbeitsweise zu diesem Projekt, und gleichzeitig unser Special für alle kreativen Geister: Eine Einladung zum Selbstversuch:

So entsteht unser szenisches Fraktalwerk als ersten Schritt: